Wolf Haas „Wackelkontakt“

Der österreichische Schriftsteller Wolf Haas ist Kult. Sein abgründiger Humor ist schräg, ungeheuer komisch und spielt mit Perspektiven und Wahrnehmungen. Kein Wunder, dass sein neuer ‚Held‘ Escher heißt.
Franz Escher, der Ordnung und Puzzles mit Kunstwerken liebt und im Übrigen als Trauerredner arbeitet, wartet auf den Elektriker, denn eine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Er vertreibt sich die Wartezeit mit der Lektüre eines Buches, das von einem inhaftierten Mafiakiller handelt, der im Gefängnis auf die Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm und die Überstellung nach Deutschland wartet. Auch der Mafiosi liest: in einem Buch, in dem Escher auf den Elektriker wartet…
Und nun beginnt ein literarisches Doppelspiel – man könnte fast sagen: eine Versuchsanordnung –, dass es in sich hat und einen mitreißenden Sog entwickelt. Escher liest Russo, und Russo liest Escher, das ergibt spannende verwickelte Geschichten, in denen es natürlich auch Tote gibt und doch sehr viel zum Lachen: Mehrdeutigkeiten, schräger Sprachwitz und skurrile Wortspiele wechseln sich ab und machen diesen Roman zu einem äußerst denkwürdigen Lesevergnügen.
Ein Wackelkontakt kann Leib und Leben gefährden, das wissen wir ja, aber dass man so herzhaft darüber lachen kann, das lernen wir in Wolf Haas‘ Roman mit einer umwerfend innovativen Idee, mit der Phantasie und Wirklichkeit zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen.
Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy