Sasa Stanisic „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“
Es verbessert die Lebensqualität, wenn man dem Rat des Autors folgt: Saša Stanišic empfiehlt, seine lose verbundenen Erzählungen nacheinander zu lesen. Es geht um Lebensentscheidungen, Zukünftiges wie Vergangenes, mit einem warmen Blick aufs Menschliche.
Über einen ‚Proberaum‘ für das Leben phantasieren vier Freunde in den Weinbergen, aber das kostet natürlich viel zu viel Geld. Ein besseres Leben wünschen sich hier alle Figuren: von Wien bis Helgoland, dazwischen Stationen in Bremen und Hamburg. Fatih aus der Türkei etwa, die von ihrer Arbeitgeberin ausgerechnet eine Ziegenhaarbürste zur Reinigung der Heizung bekommt; oder Georg Horvath, der vor den Mülltonnen über die Entsorgung eines Piratenmemories rätselt: gelbe Tonne oder doch eher Papier? Gerade will er seinen Job als Justiziar kündigen, da trifft er Miroslav Klose bei einem PowerPoint-Vortrag in seiner Firma. Und Gisel erst, die oft das Grab ihres Mannes besucht und eines Tages alle grünen Gießkannen dort aufgereiht findet: mit dem Ausguss weg vom Grabstein. Daran ist natürlich ein Mann nicht ganz unbeteiligt …
Zwölf Geschichten über das Leben, mit großer Lust am Fabulieren geschrieben, verrückt, witzig, surreal, assoziativ und tiefgründig. Immer nahe am Menschen, sehr persönlich, und immer auch politisch. Nicht nur beim Doppelkopf bleibt die Zeit stehen, auch während der Lektüre dieses außerordentlich vergnüglichen Buches!