Jan Costin Wagner „Sommer bei Nacht“
Jan Costins Wagners Kriminalromane zeigen meist seelische Nöte, ja Abgründe auf:
In seinem neuesten psychologischen Thriller nimmt er ein heikles Thema auf, das auch seinen zentralen Ermittler Ben Neven betrifft.
Der fünfjährige Jannis bringt in Begleitung seiner Mutter und seiner Schwester Spielzeug zum Flohmarkt einer Grundschule. Und dann ist er auf einmal verschwunden. Ein ziemlich unscharfes Video einer Überwachungskamera zeigt einen Mann mit einem ziemlich großen Plüschteddy, an dessen Hand der kleine Jannis. Ein schreckliches Geschehen, das Unvorstellbare ist passiert und lässt die Worte fehlen, um es zu beschreiben. Vielleicht hat der Autor auch deshalb eine schlichte, nahezu karge Sprache gewählt, um diese dunkle Seite, den sexuellen Missbrauch an Kindern, zu beschreiben:“ Sommer bei Nacht“.
Ben Neven und Christian Sandner nehmen die Suche auf, führen Befragungen durch, gehen jeder Spur nach und stoßen tatsächlich auf einen weiteren Fall. Und kommen dem Täter allmählich näher.
In neun Kapiteln liest sich der Leser in diesem Psychothriller durch die Gedanken und Bilder der handelnden Personen und taucht ein in das Netzwerk an Beziehungen rund um Jannis.
Ahnungen, Mutmaßungen, Geheimnisse und deren Enthüllung: darum geht es hier. Und darum, wie rasch man selbst zum Täter werden kann. Ein hartes Thema als Auftakt für die neue Krimi-Reihe um einen Ermittler, der selbst eine dunkle Neigung hat. Jan Costin Wagner wird diese Figur weiter entwickeln, man darf gespannt sein!
Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy