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Henning Sußebach „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“

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Was bleibt von einem Leben? Diese Frage stellt der ZEIT-Redakteur Henning Sußebach und spürt dem Leben seiner Urgroßmutter nach, einer frühen Feministin, die trotz gesellschaftlicher Zwänge ihren eigenen Lebensweg gegangen ist.

Ein winziger Nachlass, wenige Briefe und Poesiealben sind von ihrem Leben geblieben, das sehr ungewöhnlich war für eine Frau, die in einem kleinen Dorf im Sauerland 1887 als 20jährige Lehrerin ihr Berufsleben angeht. Der Vater war Schankwirt und ist früh gestorben, neben sieben Geschwistern blieb für Anna Sußebach nur der Weg in die Schule; Bedingung: unverheiratet bleiben. Die Sozialkontrolle in einem Dorf von 500 Einwohnern funktioniert: die Heirat nach 15 Jahren Schuldienst mit dem Kaufmannssohn gegen das Veto dessen angesehener Familie wird kritisch wahrgenommen. Doch Clemens, Annas große Liebe, stirbt nach nur kurzer Ehe, und sie wird Erbin und Geschäftsfrau einer Gastwirtschaft, Poststation, Kegelbahn und Kolonialwarenhandlung. So wird eine Anna eine begehrte Frau im Dorf – bis zur Hochzeit mit einem 19 Jahre jüngeren Junglehrer.

Henning Sußebach will mit seinem Buch die Erinnerung retten: die Erinnerung an eine starke Frau mit einem ungewöhnlichen Leben. Seine Rekonstruktion ist liebevoll, unterlegt mit historischen Quellen und zugleich auch voller Mutmaßungen. Die man ihm gern nachsieht. Denn sein Buch ist zugleich ein gutes Stück deutscher Sozialgeschichte: als Dorf- und Lebensgeschichte und als Geschichte einer emanzipierten Frau.

Beeindruckend!

ISBN 978-3-40683626-    € 23,-

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