Alexander Osang „Fast Hell“
Eigentlich wollte Alexander Osang nur ein Porträt über einen Ostdeutschen für ein Sonderheft schreiben – das nie erschienen ist. Zum Glück, denn nun hat er Uwes Geschichte und seine eigene in ein komisch-ernstes Buch verpackt, das zu einer literarischen Suche nach dem Paradies geworden ist.
Zwei Ostdeutsche aus Berlin, zwei Männer, die sich schon lange kennen. Getroffen haben sich der Autor und Uwe in New York, der einzigen Stadt, „die alle Erwartungen erfüllt“. Und doch lässt sie beide die Erinnerung nicht los. Von Helsinki starten sie – Alexander, Uwe und seine Mutter – zu einer kurzen Schiffsreise nach St. Petersburg. Und in den hellen Nächten erzählt der polyglotte Uwe, der sechs Sprachen spricht und ein gutes Händchen für Immobilien hat, von seinem Leben: von chinesischen Autoschmugglern, von Prostituierten und von Privatbanken an der Wallstreet. Erinnerungen an entscheidende Lebensmomente verdichten sich zu einer irren Geschichte, die man bisweilen kaum glauben kann. Und natürlich geht es auch um die Wendezeit, von der Alexander Osang von sich sagt „wie eine Feuerwerksrakete in die Welt geschossen“ zu sein. Uwes Geschichte bringt ihn dazu, seine eigene gleich mit zu erzählen, sich selbst besser zu verstehen. Eine wunderbare Mischung aus Reportage, autobiografischen Momenten und leichter Fiktion ist Alexander Osang hier gelungen. Ein unbedingt erhellendes Buch, das bei aller Ernsthaftigkeit sehr viel Spaß macht.
ISBN 978-3-351-03858-8 € 22, –
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