Alex Capus „Königskinder“
Ein schönes, sehr unterhaltsames und charmantes Buch hat Alex Capus wiederum vorgelegt: Fabulierlust paart sich hier mit Schweitzer Erzählkunst nach dem Prinzip der Geschichte in der Geschichte, wie wir es aus der Weltliteratur kennen und natürlich vom berühmtesten Beispiel der Scheherezade aus Tausendundeiner Nacht.
Max und Tina, seit langem verheiratet, bleiben auf einem verschneiten Alpenpass stecken, kein Netz, kein Räumkommando unterwegs; nach allerlei Keppeleien zu diesem und jenem wie etwa über den Einsatz von Scheibenwischern. Sehr witzige Rollenprosa schreibt Capus hier, wie man es den vertrauten Eheleuten bisweilen abschauen kann – wie auch immer, Max beginnt, eine Geschichte zu erzählen, die genau in diesen verschneiten Bergen beginnt: 1779 soll ein Kuhhirte in dieser Gegend gelebt haben, auf einer einsamen Hütte, und sich beim Abtrieb der Viecher ins Dorf in die Tochter eines Bauern verliebt haben: in Marie. Natürlich regt sich im Provinzvolk arger Widerstand gegen die Verbindung. Jakob tritt daraufhin die Flucht an, findet seinen Platz im französischen Militär und gerät nach verschiedenen Verwicklungen an den Hof Ludwigs XVI., wo er fortan wieder Tiere auf der Weide hüten und bald schon seine Jugendliebe empfangen darf. Nahezu unberührt bleiben die zwei von den politischen Umwälzungen in Europa, die von der französischen Revolution bis zum Sturz der Versailler Königsfamilie reichen.
Eine herzerwärmende Geschichte, die auch Max und Tina gut über die Nacht bringt, bis die Schneefräse kommt…
dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy